Lophophora sind von Natur aus robuste Überlebenskünstler. Ihre langsame Wachstumsrate und der weiche Pflanzenkörper machen sie jedoch zu einem attraktiven Ziel für bestimmte Schädlinge. Gleichzeitig sind viele „Krankheiten“ oft die Folge von Kulturfehlern, nicht von aggressiven Erregern.
Als ambitionierter Züchter weißt Du: Die beste Behandlung ist immer die Vorbeugung (Prophylaxe). Ein sauberer Standort, hochwertiges mineralisches Substrat und eine scharfe Beobachtungsgabe sind deine wichtigsten Werkzeuge. Hier ist der ultimative Leitfaden, um Probleme zu erkennen, richtig zu behandeln und – was noch wichtiger ist – sie von vornherein zu vermeiden.
Oberirdische Schädlinge: Die Sauger an der Epidermis
Dies sind die häufigsten sichtbaren Plagegeister. Sie greifen die Haut deines Lophophora an.
a) Thripse (Gewittertierchen)
Thripse sind winzige, schnelle Sechsbeiner. Sie schädigen deinen Lophophora, indem sie die Epidermis anstechen und die Zellen aussaugen.
- Schadbild: Beginnt oft am Scheitel oder versteckt in der Areolenwolle. Du erkennst silbrig-glänzende, fast transparente Stellen auf der Haut, die mit der Zeit flächiger werden. Diese Stellen vernarben und können Eintrittspforten für Pilze sein.
- Erkennung: Mit einer guten Lupe oder dem bloßen Auge (als kleine „Striche“) gut zu sehen.
b) Milben (Spinnmilben & Rote Kakteenmilbe)
Milben sind achtbeinige Spinnentiere und extrem hartnäckig. Sie lieben trockene, warme Luft.
- Schadbild: Beginnt oft von der Basis der Pflanze oder zwischen den Rippen. Du siehst blasse, gelbliche bis rostbraune Verfärbungen. Bei massivem Befall wirkt die Epidermis krustig und schorfig. Echte Spinnmilben hinterlassen feine Gespinste; die Rote Kakteenmilbe (seltener) spinnt nicht.
- Erkennung: Nur mit einer starken Lupe (mind. 30x) sicher als „Spinnchen“ zu erkennen.

Ein Lophophora williamsii nach überstandenem Spinnmilbenbefall – die Schäden wachsen bereits heraus.
Bekämpfung von Thripsen und Milben
1. Nützlinge (Die biologische Wahl): Der Einsatz von Nützlingen wie Raubmilben (z.B. Amblyseius californicus) oder Florfliegenlarven (Crysoperla carnea) ist im Sommer sehr effektiv.
- Das Dilemma: Nützlinge benötigen oft eine höhere Luftfeuchtigkeit, um sich zu etablieren, als Lophophora mag. Sie sind ideal für das (luftfeuchte) Gewächshaus, aber schwierig in der trockenen Wohnungskultur.
2. Kieselgur (Die mechanische Barriere): Kieselgur (Diatomeenerde) ist ein feines Pulver aus fossilen Kieselalgen. Es wirkt rein mechanisch, indem es die Wachsschicht der Schädlinge verletzt und sie austrocknet.
- Anwendung: Die Pflanze und das Substrat vorsichtig einpudern. Es wirkt gut gegen Larven und kriechende Stadien. Schäden an Lophophora sind nicht bekannt.
3. Isopropanol (Der schnelle Kontakt-Kill): Eine 70%ige Isopropanol-Lösung (aus der Apotheke) kann als Spritzmittel eingesetzt werden.
- Achtung: Dies löst die Wachsschicht der Schädlinge, aber potenziell auch die der Pflanze! Teste dies IMMER zuerst an einer unauffälligen Stelle. Niemals in der Sonne anwenden. Hochentzündlich!
4. Neemöl: Neem-Präparate wirken sehr zuverlässig uns sofort.
- ACHTUNG (Siehe unten): Neemöl als Spritzmittel kann bei Lophophora zu schweren Epidermisschäden führen (Verbrennungen, Verkleben). Nur als aller letztes Mittel und mit größter Vorsicht anwenden.
Unterirdische Schädlinge: Die versteckte Gefahr
Wenn dein Lophophora trotz guter Pflege mickert, grundlos schrumpelt oder nicht wächst, ist die Ursache fast immer unter der Erde zu finden.
c) Wurzelläuse / Topfläuse
Der häufigste und gefährlichste Schädling für Lophophora. Sie gehören wie Wollläuse zu den Schmierläusen, leben aber an der Wurzel.
- Schadbild: Oberirdisch siehst du nur Wachstumsdepression, Mattigkeit, Schrumpeln (trotz Gießen), Fehlwuchs, narbenartige Strukturen auf der Epidermis, Löcher.
- Erkennung: Meist nur zufällig beim Umtopfen. Du siehst weiße, watteartige Gespinste im Substrat und direkt an der Rübenwurzel. Oft sind auch kleine, weiße flusenartige Punkte (die Läuse selbst) sichtbar. An den Topflöchern haften bei Befall oft ebenfalls weiße Ablagerungen an.
- Bekämpfung: Hier muss sofort gehandelt werden! Am effektivsten ist das Tauchen des kompletten Topfes in einer neemhaltigen Gießlösung. Gieße die Lösung nicht nur, tauche den Topf, damit sich das Substrat voll saugt. Dies muss im Abstand von ca. 10-14 Tagen bestenfalls 3x wiederholt werden, um alle Generationen zu erwischen.
d) Trauermücken (Nur die Larven!)
Die kleinen, fliegenden Mücken sind nur lästig – die echten Schädlinge sind ihre Larven in der Erde.
- Schadbild: Die Larven minieren (graben Gänge) in die feinen Haarwurzeln und können sich bei Jungpflanzen bis in den Spross vorfressen. Dies führt zu Wurzelfäule und Wachstumsstopp.
- Problemzone: Trauermücken lieben feuchte, organische Erde. Sie sind in rein mineralischem Substrat für Altpflanzen kaum ein Problem, aber eine ernste Gefahr für feucht gehaltene Aussaaten!
- Bekämpfung: Gelbtafeln fangen die adulten Tiere. Die Larven bekämpfst Du am besten mit denselben neemhaltigen Gießmitteln wie Wurzelläuse.
e) Nematoden (Fadenwürmer)
Ein seltener, aber extrem schwer zu bekämpfender Schädling.
- Schadbild: Unerklärliche Deformationen, Wachstumsdepression, Fäulnis von innen.
- Erkennung: Nematoden selbst sind mikroskopisch. Du erkennst sie an den „Zysten“ (kugelige Verdickungen) in oder an der Rübenwurzel. Diese sind beim Schnitt in die Wurzel gut sichtbar.
- Bekämpfung: Es gibt keine wirksamen Mittel, die in die Zysten eindringen. Die einzige Rettung ist der radikale Schnitt: Trenne den Spross (Kopf) oberhalb der befallenen Stelle von der Wurzel und lasse ihn neu bewurzeln.

Ein Schnitt durch die Rübenwurzel eines Lophophora williamsii (Peyote) macht die Zysten eines Nematodenbefalls sichtbar.
Spezialfälle & Falscher Alarm
f) Wollläuse & Schildläuse
Watteartige Wollläuse (überirdisch) und harte Schildläuse sind bei Lophophora extrem selten. Sie sind eher ein Problem bei Säulenkakteen. Solltest du sie finden, können sie mechanisch (z.B. mit einem Pinsel und Spiritus) entfernt werden.
g) Springschwänze (Collembolen)
KEINE SCHÄDLINGE! Wenn du beim Gießen winzige, weiße oder graue Tierchen siehst, die auf der Erde springen, sind das Springschwänze.
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- Ursache: Sie ernähren sich von zersetzendem organischem Material (z.B. Kokosfasern, Torf).
- Bedeutung: Sie sind harmlos für die Pflanze und zeigen dir nur an, dass dein Substrat (oder deine Gießfrequenz) nicht ideal ist. Wechsle zu rein mineralischem Substrat und halte die Pflanze trockener, dann verschwinden sie.

Ein Springschwanz (Collembola), oft fälschlicherweise für einen Schädling gehalten, am Topf eines Lophophora.
Erkrankungen: Pilze & Bakterien (Fäulnis)
Wenn dein Lophophora fault, ist es fast immer ein Kulturfehler, kein Schädling. Die Unterscheidung zwischen Pilz und Bakterium ist für dich als Züchter zweitrangig – Fäulnis ist Fäulnis, und die Maßnahmen sind gleich.
a) Vorbeugung: Der einzig wahre Schutz
Es gibt KEIN wirksames, heilendes Spritzmittel gegen Fäulnis! Die Vorbeugung ist alles.
- Trockenheit: Halte den Spross (Pflanzenkörper) immer trocken. Nicht von oben übergießen.
- Substrat: Nur rein mineralisches Substrat verwenden, das schnell abtrocknet.
- Umtopfen: Nur von trockenem in trockenes Substrat topfen. Nach dem Umtopfen 10-14 Tage mit dem Gießen warten, damit Wurzelverletzungen heilen.
- Hygiene: Arbeitsgeräte (Messer) desinfizieren. Abgestorbene Pflanzenreste sofort entfernen.
- Düngung: Nicht mit Stickstoff überdüngen. Stickstoff macht das Gewebe weich und anfällig.
- Lüftung: Sorge für gute Luftzirkulation und geringe Luftfeuchtigkeit.
b) Fäulnis bekämpfen (Der Notfalleingriff)
- Isolation: Nimm die Pflanze sofort aus dem Bestand. Desinfiziere den Standort.
- Der Schnitt: Die einzige Rettung ist der radikale Schnitt. Schneide die faulige Stelle großzügig mit einem sauberen, desinfizierten Messer aus. Wenn die Wurzel oder das Innere betroffen ist, muss der gesamte Kopf von der Wurzel getrennt (Schnitt) und zur Neubewurzelung aufgegeben werden.
- Warten: Lass die Schnittstelle tagelang an der Luft trocknen, bevor du die Pflanze neu bewurzelst.
ACHTUNG: Schäden durch Pflanzenschutzmittel
Sei extrem vorsichtig! Viele Schäden, die wie Pilzbefall aussehen, sind in Wahrheit Verbrennungen oder Verätzungen durch Pflanzenschutzmittel.
Lophophora haben eine sehr empfindliche Epidermis. Besonders ölhaltige Mittel (wie Neemöl als Spritzbrühe) können die „Haut“ verkleben, die Spaltöffnungen blockieren und zu massiven, rostbraunen, eingefallenen Flecken führen.
Vorsichtsmaßnahmen:
- Niemals Neemöl spritzen: Verwende Neem bei Lophophora ausschließlich als Gießmittel (z.B. gegen Wurzelläuse).
- Teste immer: Probiere jedes Spritzmittel (auch Isopropanol) an einer entbehrlichen Pflanze aus und warte 2-3 Wochen auf Reaktionen.
- Keine Sonne: Niemals bei Sonneneinstrahlung behandeln.
- Schutzkleidung: Achte auf deine eigene Gesundheit!
Was tun bei Spritzschäden? Nichts. Die Antwort ist ernüchternd: Du kannst nur warten. Diese Schäden sind permanent und müssen über Jahre hinweg langsam „herauswachsen“.















Alexander Neusius