Lophophora, Peyote pfropfen
Inhalt:
a) Pfropfung Lophophora – allgemeine Anmerkungen
b) Pfropfung von robusten Lophophora Sämlingen
c) Sämlingspfropfung bei sehr jungen Lophophora Sämlingen + Videoanleitung
d) pfropfen/veredeln größerer Lophophora + Videoanleitung
a) Pfropfung von Lophophora – allgemeine Anmerkungen
Eine Pfropfung (oder Veredelung genannt) besteht aus zwei Teilen. Der Pfröpfling, z.B. Lophophora und die Unterlage, z.B. Trichocereus pachanoi. Im Allgemeinen pfropft man, um das schnelle Wachstum des San Pedro oder Pereskiopsis auf den Lophophora zu übertragen. So erhält man schnell große Pflanzen, mit früheren Blüten und Samen. Nicht selten entstehen bei gepfropften Lophophora auch nach kurzer Zeit viele Nebenköpfe, die wiederum der Vermehrung durch neues Bewurzeln dienen können. Siehe Kapitel: Lophophora neu bewurzeln
Als Unterlage eignen sich vor allem schnellwüchsige Arten, welche nicht zur starken Bildung von Seitentrieben neigen z.B. Trichocereus pachanoi, bridgesii und der peruvianus. Der Pereskiopsis spathulata wird gerne zur Pfropfung kleinster Lophophora genommen.
- Pfropfungen können eine lebensrettende Maßnahme darstellen, z.B. bei Wurzelfäule oder schwacher Wurzelbildung
- Überleben von Variegata-Formen (schwache Chlorophyll-Bildung)
- um schnelles Wachstum des Lophophora zu erreichen
- ein gepfropfter Lophophora blüht wesentlich früher und bildet entsprechend früher Samen
- zu Vermehrungszwecken
- aus ästhetischen Gründen
Eine Veredelung von Peyote kann immer dann durchgeführt werden, wenn Unterlage und Lophophora in der Wachstumsphase (Vegetationsphase) sind und eine Temperatur von über 18 °C herrscht. Also entweder im Sommer (draußen/drinnen) oder im Winter in der Wohnung mit Hilfe von Wärme und Pflanzenlicht.
b) Pfropfung von robusten Lophophora Sämlingen – Veredeln mit Pfropfröhrchen auf Pereskiopsis spathulata
Wenn kleine, aber schon robuste Lophophora-Sämlinge gepfropft werden sollen, empfiehlt sich die Verwendung von Pfropfröhrchen. Sie bestehen aus einem durchsichtigen Schlauch oder Plastikröhrchen und einem zweiten, dünneren Röhrchen (oder Holz, im Bild unten ein Holzdübel), welches leicht hineingeschoben werden kann. Eine an der Stirnseite des Innenröhrchens eingeklebte Polsterung schützt den Sämling. Weiterhin wird durch die Polsterung die Luftfeuchtigkeit innerhalb des Pfropfröhrchens gehalten. So entsteht ein Minigewächshaus um die Schnittstelle herum. Schaumstoff (hier von einem Küchenschwamm) hat sich dafür gut bewährt. Eine gute Luftfeuchtigkeit erhöht die Chance, dass die Pfropfung funktioniert.
Lophophora größere Sämlinge pfropfen in der Praxis:
- Pereskiopsis 2-3 Tage vor der geplanten Veredelung ordentlich gießen, dies garantiert eine gut feuchte Schnittfläche
- die ersten Blätter und Dornen unter dem geplanten Schnitt entfernen (ca. 1/2 der Gesamtlänge des Pfropfröhrchens)
- Pereskiopsis mit in Alkohol desinfizierter, sehr scharfer Klinge im jungen, diesjährigen Trieb gerade abschneiden
- Peyote-Keimling knapp über der Erde gerade abschneiden und versetzt auf den Pereskiopsis aufsetzen, so dass die Leitbündel sich treffen.
Die Wasser- und nährstoffführenden Leitbündel des Pereskiopsis sind ringförmig außen angeordnet.
Die Leitbündel von Lophophora sitzen in der Mitte. Die Leitbündel beider Pflanzen müssen sich treffen. - Außenröhrchen vorsichtig darüber schieben und auf den stehengebliebenen Blättern des Pereskiopsis aufsetzen
- Innenröhrchen mit Schaumstoffpolsterung einschieben und locker andrücken, so dass der Lophophora fest fixiert ist
- mindestens 10 Tage schattig, warm und in eine Umgebung mit hoher Luftfeuchte (Zimmergewächshaus oder ähnliches) stellen
- nach 10-12 Tagen wird das Röhrchen vorsichtig entfernt, und der gepfropfte Lophophora kann an seinen endgültigen Standort gestellt werden
c) Sämlingspfropfung bei sehr jungen Lophophora-Sämlingen (ab 6-8 Wochen) auf Pereskiopsis spathulata
Die Pfropfung (Veredelung) von gerade erst 6-8 Wochen alten Lophophora williamsii Sämlingen funktioniert fast genau so, wie bei älteren Exemplare (siehe oben), nur das natürlich mit viel mehr Fingerspitzengefühl vorgegangen werden muss.
Der Unterschied zu oben beschriebener Methode ist:
- Pfropfröhrchen können nicht verwendet werden, da sie für diese Art der Pfropfung zu grob sind. Stattdessen wird nur mit einem Zimmergewächshaus oder Plastiktüte oder Plastikflasche gearbeitet.
- der Lophophora-Sämling wird nicht fest fixiert – nur sachte auf die Leitbündel aufgesetzt, er muss sich alleine durch die eigene und die Feuchtigkeit des Pereskiopsis dort festhalten.
Arbeitsschritte:
- Pereskiopsis 2-3 Tage vor dem geplanten veredeln satt gießen, dies garantiert eine möglichst feuchte Schnittfläche
- aus der Lophophora-Aussaat den kräftigsten Sämling auswählen
Pereskiopsis in eine offene klarsichtige Plastiktüte an einem schattigen Platz stellen. Die Tüte sollte nach der Pfropfung leicht zu verschließen sein und darf nicht an den Lophophora anstoßen. Bewährt haben sich große Ziplock-Tüten.
Alternativ: Den Boden einer Plastikflasche zum späteren Überstülpen des Pfropfwerkes abschneiden. Die Flasche muss so groß gewählt werden, dass sie sich nach der Pfropfung möglichst berührungsfrei über den Pereskiopsis samt Topf stülpen lässt.
- Pereskiopsis im jungen, diesjährigen Trieb (mit scharfer, desinfizierter Klinge) gerade abschneiden
- Pereskiopsis in die weit geöffnete Tüte stellen
- den Peyotl-Keimling so kurz über der Erde gerade abschneiden und versetzt (Leitbündel auf Leitbündel) auf den Pereskiopsis aufsetzen.
- nun die Tüte vorsichtig schließen (oder Plastikflasche mit Deckel überstülpen).
- nach ca. 10-12 Tagen kann die Tüte/Flasche entfernt und der veredelte Peyote (noch vorsichtig) an seinen Platz gestellt werden.
Bilderserie Sämlingspfropfung bei Lophophora Sämlingen auf Pereskiopsis spathulata im Zip-Lock-Beutel:
Bei der Sämlingspfropfung Lophophora auf Pereskiopsis mit Hilfe einer Plastiktüte wird immer zuerst den geschnittenen Pereskiopsis in die Tüte packen, dann Lophophora aufsetzen. Die Pfropfung außerhalb der Tüte ist nur scheinbar einfacher. Der aufgesetzte Lophophora-Sämling kann leicht abstürzen oder verrutschen wenn das fertige Pfropfwerk nachträglich in die Tüte gefummelt werden muss.
4. Temperatur und Luftfeuchte hoch genug sind
d) pfropfen/veredeln größerer Lophophora
Zum veredeln von großen Lophophora williamsii braucht man folgende Dinge: Neben einer kräftigen Pfropfunterlage und dem Lophophora ein sehr scharfes Messer, ein Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis, Gummibänder, Klarsichtfolie.
Zuerst wird die Unterlage vorbereitet. Als sehr gute Unterlage für größere Peyote eignet sich ein gut bewässerter, saftiger Trichocereus pachanoi (San Pedro). Eben so gut geeignet sind natürlich auch die nahen Verwandten wie Echinopsis peruviana, Echinopsis lageniformis (bridgesii).
Die Unterlage wird mit desinfizierten Klinge glatt und wenn möglich in einem Schnitt abgeschnitten. Die Beste Stelle dafür ist der frische Trieb ganz oben am Scheitel. Je älter und das Gewebe ist, desto schwieriger gelingt das Anwachsen des Lophophora.
Anschließend werden die Rippen in steilem Winkel über 45° um den Leitbündelring herum zum Rand hin abfallend abgeschrägt. So entsteht in der Mitte eine Erhöhung, in der mittig das Leitbündel frei steht. Das Abkanten der Rippen ist deshalb notwendig, weil ein glatter Schnitt immer zum leichten Absenken der Mitte führt. Der aufgesetzte Lophophora würde durch Hohlraumbildung den Kontakt also genau an der Stelle verlieren, an dem sich die wichtigen Leitbündel befinden. Durch das Abkanten der Unterlage sitzt der Pfröpfling immer satt in der Mitte auf.
Nun wird der Lophophora vorbereitet, indem er ebenfalls, sauber und glatt, über der Wurzel mit desinfizierter Klinge abgeschnitten wird. Dann wird der Lophophora genau Mittig – Leitbündel auf Leitbündel – mit einer Drehbewegung auf den Trichocereus gesetzt. Das Drehen sorgt für eine saubere Verbindung ohne Lufteinschluss. Mit Gummibändern und Klarsichtfolie wird der Pfröpfling nun stramm an der Unterlage fixiert. Die Verbindung soll so fest sein, dass kein Verrutschen mehr möglich ist, aber keine Quetschungen entstehen.
Der veredelte Lophophora braucht nun einen halbschattigen oder schattigen Standort über gut 10 Tage. Direkte Sonneneinstrahlung ist in diesem Stadium nicht hilfreich. Nach ca. 10-12 Tagen können die Gummibänder und die Klarsichtfolie vorsichtig entfernt werden. Lophophora und Trichocereus sind nun zusammengewachsen und können an den gewohnten Standort zurück gestellt werden.