1. Lophophora Umtopfen (Pikieren): Technik & Timing

Wann wird umgetopft?

Das erste Umtopfen (Pikieren) aus der Aussaatschale erfolgt am besten im Frühjahr. Die Pflanzen sollten robust sein, idealerweise mit einem Durchmesser von ca. 0,5 cm, was bis zu einem Jahr dauern kann. Je robuster der Sämling, desto besser.

Die goldene Regel: Trocken in Trocken

Pikiert wird immer aus trockener Erde in trockene Erde.

Die Praxis:

  1. Das Substrat um die Jungpflanzen vorsichtig lockern.
  2. Pflanzen vorsichtig aus der Erde heben (z.B. mit einem Löffel oder Pikierstab).
  3. In vorbereitete Töpfe mit mineralischer Kakteenerde und Pflanzlöchern einsetzen.

Züchter-Tipp: Bestäuben Sie die Pflanzlöcher oder die Wurzeln leicht mit einem Wurzelaktivator (z.B. Neudofix). Dies beschleunigt das Anwachsen und fördert eine starke Wurzelbildung.

Drei frisch umgetopfte Lophophora Jungpflanzen in braunen Rundtöpfen, deren Substrat mit einer Bims-Zeolith-Kies-Mischung abgedeckt ist.

Lophophora Jungpflanzen nach dem Umtopfen mit einer Bims-Zeolith-Kies-Mischung als oberste Schicht.

Erde an den Wurzeln lassen?

Unbedingt! Die anhaftende Erde schützt die empfindlichen Feinwurzeln vor Beschädigung. Muss das Substrat (z.B. bei Schädlingsbefall) zwingend entfernt werden, reinigen Sie die Wurzeln trocken mit einem weichen Pinsel. Lassen Sie die Pflanze danach mindestens 10 Tage an einem trockenen, halbschattigen Ort liegen, damit alle Wurzelverletzungen schließen können.

Gießen nach dem Umtopfen

Niemals! Warten Sie nach dem Umtopfen mindestens 10 Tage mit dem ersten Gießen. Diese Zeit ist für die Wundheilung verletzter Wurzeln entscheidend.

2. Töpfe, Drainage & Abdeckkies

Die richtigen Töpfe

Wir nutzen für das erste Topfen 5,5cm Rundtöpfe. Für die tiefe Rübenwurzel des Lophophora sind spezielle, hohe Vierkanttöpfe (Rübentöpfe) ideal, da sie den Platz optimal nutzen.

Zu dicht gepflanzte Lophophora Jungpflanzen in schwarzen Vierkanttöpfen mit heller Kies-Abdeckung, die bald umgetopft werden müssen.

Peyote (Lophophora) Jungpflanzen in typischen Vierkanttöpfen. Diese Pflänzchen stehen zu dicht und müssen bald wieder umgetopft werden – mehr Platz von Anfang an wäre besser gewesen.

Professionelle Anzucht von hunderten Lophophora Jungpflanzen in 5,5cm Rundtöpfen in einer Gärtnerei, die genügend Platz für das Wachstum bieten.

Mehrere hundert Lophophora Jungpflanzen in der Gärtnerei im 5,5cm Rundtopf. So haben die Pflanzen genügend Platz zum Wachsen. (c) Alexander Neusius

Tontöpfe oder Plastiktöpfe?

Klares Votum für Plastik. Lophophora lieben warme Wurzeln. Unglasierte Tontöpfe kühlen das Substrat durch Verdunstungskälte (um 3-4°C) aktiv ab. Die Belüftung der Wurzeln wird bei Kakteen effektiv über ein lockeres, mineralisches Substrat geregelt, nicht über die Topfwand.

Drainage & Abdeckkies: Das A und O

  • Drainage: Eine Schicht grober Bims oder Tonscherben am Topfboden ist Pflicht. Sie verhindert Staunässe. (Achtung: Seramis und ähnliche Speichergranulate sind als Drainage ungeeignet, da sie Wasser halten statt ableiten).
  • Abdeckkies (Essentiell!): Eine Schicht Kies (z.B. Aquarienkies oder Bims) obenauf ist mehr als nur Optik:
    • Sie schützt den empfindlichen Wurzelhals vor Fäulnis, da die Oberfläche schnell abtrocknet.
    • Sie hält die Feuchtigkeit gleichmäßig im Substrat und sorgt für ein perfektes Erdklima.
    • Besonders wichtig bei L. caespitosa, da die erdnahen Kindel sonst auf feuchtem Substrat aufliegen und faulen (Fusarium).
Querschnitt eines Vierkanttopfes für Lophophora, der die idealen Substratschichten zeigt: Blähton-Drainage unten, mineralisches Substrat in der Mitte und Abdeckkies oben.

Querschnitt eines vorbereiteten Vierkanttopfes für Lophophora: Blähton als unterste Drainage, mineralisches Substrat in der Mitte und Abdeckkies als oberste Schicht.

Nahaufnahme einer Lophophora williamsii mit Fusarium-Pilzerkrankung an erdnahen Köpfen, verursacht durch Substratfeuchtigkeit – ein Problem, das durch richtiges Umtopfen vermeidbar ist.

Lophophora williamsii (Peyote) mit einer Fusarium-Pilzerkrankung an den erdnahen Köpfen. Ursache ist der Kontakt mit häufiger Feuchtigkeit – etwas weniger Substrat und eine gute Schicht Kies hätten dies verhindern können.

3. Der richtige Standort: Licht & Schutz

  • Draußen (Sommer): Ein halbschattiger Platz ist ideal. Absolut regengeschützt aufstellen! Ein ständig feuchter Wurzelhals ist das größte Risiko.
  • Indoor: Die hellste Fensterbank (Südost bis Südwest). Lophophora steht idealerweise in der „zweiten Reihe“ (hinter anderen Pflanzen), wo er sehr hell steht, aber vor der prallen Mittagssonne geschützt ist. Ein Nordfenster ist als Dauerstandort zu dunkel.
  • Umgebung: Standorte müssen trocken sein. Bad oder Küche sind ungeeignet.
Ein blühender, alter Lophophora williamsii in einem Hängetopf, der als finaler Standort halbschattig unter einem Pavillon im Garten hängt.

Ein blühender, adulter Lophophora williamsii (Peyote) in einem Hängetopf. Das Bild illustriert einen idealen, halbschattigen finalen Standort im Garten, beispielsweise unter einem Pavillon, wo die Pflanze vor praller Sonne geschützt ist und das Pflanzgefäß frei hängt.

Achtung: Standortwechsel & Sonnenbrand!

Dein Lophophora muss bei einem Wechsel an einen helleren Standort (z.B. von drinnen nach draußen oder unter eine starke Pflanzenlampe) immer behutsam an das neue Licht gewöhnt werden (ca. 2 Wochen schattieren).

  • Dies gilt auch für das Drehen der Pflanze auf der Fensterbank. Behalte die „Nord-Süd-Ausrichtung“ bei.
  • Eine rötliche Verfärbung ist ein Alarmsignal für Sonnenbrand.
  • Plötzliche Prallsonne kann die Epidermis in Stunden zerstören.
Lophophora williamsii mit schwerem Sonnenbrand und Epidermis-Schädigung nach einem plötzlichen Standortwechsel aus der Wohnung in die pralle Sonne.

Peyote mit deutlicher Schädigung der Epidermis nach plötzlichem Standortwechsel aus der Wohnung in die pralle Sonne, nach gerade einmal 2 Stunden(!)

4. Lophophora richtig Gießen

Das Gießwasser

Nur Regenwasser oder anderes kalkfreies Wasser (z.B. destilliertes Wasser) verwenden.

Die Gieß-Technik: Nur von unten!

Gieße das Wasser in den Untersetzer. Der Topf saugt sich von unten voll. Wasser, das nach 5-6 Stunden noch im Untersetzer steht, musst Du wegschütten, um Staunässe zu verhindern.

Infografik die das richtige Gießen von Lophophora zeigt: Wasser wird von unten in die Unterschale gegossen, symbolisiert durch einen grünen Haken als "richtig".

Lophophora richtig gießen: Das Wasser wird von unten in die Unterschale oder den Untersetzer gegeben – so ist es richtig!

Warum von unten gießen?

  • Der empfindliche Wurzelhals bleibt trocken.
  • Die Wollbüschel verkleben nicht.
  • Bei Caespitosa-Pflanzen liegen die unteren Köpfe nicht im Nassen.
  • Reduziert die Gefahr von Erdparasiten.
nfografik, die das falsche Gießen von Lophophora von oben direkt auf den Kaktuskörper zeigt, markiert mit einem roten X als "falsch".

Lophophora falsch gießen: Das Wasser direkt von oben auf den Kaktus oder das Substrat zu geben, ist falsch, da dies Fäulnis fördert.

5. Gieß-Rhythmus & Düngung

Wie oft gießt Du Lophophora?

Die Antwort ist einfach: Wenn das Substrat vollständig durchgetrocknet ist. Zeitspannen (z.B. „alle 2 Wochen“) sind falsch und gefährlich.

Züchter-Tipps zur Trocken-Kontrolle:

  1. Die Wiegeprobe: Hebe den Topf an. Mit etwas Übung spürst Du sofort am Gewicht, ob das Substrat trocken oder noch feucht ist. Dies ist die schnellste und sicherste Methode.
  2. Der Untersetzer-Test: Stelle den Topf auf eine glatte Fläche. Zeigt sich ein Feuchtefleck, ist noch Wasser im Substrat.

Düngen nach dem Umtopfen

Du düngst frühestens eine Woche nach dem ersten Gießen (also ca. 17+ Tage nach dem Umtopfen). Wir empfehlen eine schwache Düngung alle 4-5 Wochen mit stickstoffarmem Kakteendünger.

Mehr dazu: Kapitel Der richtige Dünger für Lophophora

6. Wachstum: Wie schnell wächst Lophophora?

Das Wachstum hängt stark von Sorte, Licht und Pflege ab. Geduld ist der wichtigste Faktor.

Richtwerte für das Wachstum in Deutschland (pro Jahr):

  • L. williamsii: ca. 0,5 – 0,6 cm
  • L. diffusa: wächst schneller (ab 0,6 cm)
  • L. koehresii: wächst langsamer (unter 0,4 cm)
  • L. alberto-vojtechii: extrem langsam (1-2 mm)
  • Cluster/Caespitosa: ca. 1 cm (Gesamtdurchmesser)

Warnung: Versuche nicht, das Wachstum mit hohen Düngergaben zu „erzwingen“. Dies führt zu aufgetriebenen, strukturschwachen Pflanzen, die extrem fäulnisanfällig sind.

7. Lophophora und Kalk: Das Paradoxon

Warum empfehlen wir kalkhaltiges Substrat, aber kalkfreies Gießwasser?

Die Lösung: Die Natur kopieren.

  • Gebundener Kalk (Gestein): Lophophora williamsii wächst in seiner Heimat oft in Kalkböden. Gebundener Kalk im Substrat ist daher gut und notwendig.
  • Gelöster Kalk (Gießwasser): Gelöster Kalk ist schädlich. Bei jedem Gießvorgang reichert er sich im Topf an, der pH-Wert steigt ins Alkalische, die Pflanze kann keine Nährstoffe mehr aufnehmen und wird geschädigt.

8. Pflanzenlicht für Lophophora

Lophophora ist eine Pflanze mit mittlerem Lichtbedarf (eher Halbschatten als freies Feld). Für die Pflanzenbeleuchtung wird die Photonenflussdichte (PPFD) in μmol/(s·m²) gemessen.

Züchter-Richtwerte (als Zusatzlicht bei guter Grundhelligkeit):

  • Lophophora-Aussaaten: ab 120 μmol/(s·m²)
  • Lophophora-Jungpflanzen: ca. 400 μmol/(s·m²)
  • Adulte, blühfähige Lophophora: 750–800 μmol/(s·m²)

Werte über 1000 μmol/(s·m²) können bei unzureichender Wässerung Verbrennungen hervorrufen.

Eine Pflanzenlampe vom Typ "Floris NEUSIUS PFLANZENLICHT II" beleuchtet einen großen, alten Lophophora Jourdaniana Kaktus in einem Gewächshaus voller Jungpflanzen.

Die Pflanzenlampe „FLORIS II“ von NEUSIUS PFLANZENLICHT beleuchtet einen alten Lophophora Jourdaniana in einem Gewächshaus.

Die Pflanzenlampe FLORIS Generation 3 von NEUSIUS PFLANZENLICHT beleuchtet verschiedene blühende Lophophora Kakteen in einem Gewächshaus.

Die FLORIS von NEUSIUS PFLANZENLICHT, Generation 3, beleuchtet verschiedene Lophophora Kakteen in einem Gewächshaus.