Die Fähigkeit zur Neubewurzelung (oder auch zur Kopfbildung nach Schnitt) ist eine der faszinierendsten Eigenschaften des Lophophora. Als Züchter brauchst Du diese Technik, um Deinen Bestand zu sichern und zu vermehren.

Hier erfährst Du, wie Du Schnittlinge sicher zum Bewurzeln bringst.


a) Lophophora Bewurzelung: Wann ist sie notwendig?

Die Neubewurzelung ist eine essentielle Technik zur Erhaltung Deiner wertvollen Genetik.

Anwendungsfälle für die Neubewurzelung:

  • Lebensrettung: Nach einer notfallmäßigen Entfernung der Wurzel (z.B. bei Wurzelfäule oder starkem Parasitenbefall).
  • Vermehrung: Zur Weiterkultur abgetrennter Nebenköpfe (z.B. bei L. caespitosa) oder nach einem Kopfschnitt (siehe vegetative Vermehrung).
  • Entpfropfung (Degrafting): Wenn Du einen gepfropften Lophophora (Pfröpfling) von seiner Unterlage trennst und ihn auf eigene Wurzeln stellen möchtest.

Größen-Check:

Lophophora-Köpfe ab etwa 1,5 – 2 cm Durchmesser bewurzeln in der Regel zuverlässig. Kleinere Köpfe trocknen schnell aus und sollten besser durch Pfropfung gerettet werden, um ihr Überleben zu sichern.

Lophophora caespitosa Nebenköpf mit typischer, erfolgreicher Wurzelbildung nach Abtrennen und Trockenbewurzelung.

So sieht die erfolgreiche Wurzelbildung eines abgetrennten Nebenkopfs aus.

b) Lophophora neu bewurzeln: Der Praxis-Guide

1. Das Substrat: Körnung und Luftigkeit sind das A und O

Das Bewurzelungssubstrat muss trocken, mineralisch und extrem luftig sein, um Fäulnis zu verhindern und die Sauerstoffversorgung der Schnittstelle zu garantieren. Es darf nicht verdichten.

  • Deine besten Substrate: Reines Perlit, feiner Bims, Zeolith, oder körniger Quarz-/Vogelsand.
  • Vorbereitung: Fülle ein sauberes Gefäß 3–5 cm hoch mit dem trockenen Substrat. Glätte die Oberfläche, aber verdichte sie nicht.

2. Schnittstelle vorbereiten

  • Frischer Schnitt: Musst Du den Lophophora-Steckling (Spross) frisch schneiden (z.B. bei Fäulnis), bestäube die frische Schnittfläche sofort mit einem Wurzelaktivator-Pulver (z.B. Neudofix).
  • Aushärten: Lasse die Schnittfläche danach noch einige Tage (bis zu einer Woche) trocknen und aushärten. Nur eine trockene Wunde ist sicher vor Pilzinfektionen.
  • Trockener Schnitt: Ist der Steckling bereits trocken (z.B. bei einem getrockneten Nebenköpf oder entpfropften Reis), kannst Du sofort mit der Bewurzelung beginnen.

3. Einsetzen und Standort

  1. Mulde schaffen: Kratze mit einem Holzstäbchen eine sehr flache Mulde in die Substratoberfläche (wenige Millimeter tief).
  2. Einsetzen: Setze den Lophophora-Steckling so in die Mulde, dass er mit dem unteren Viertel leicht eingebettet ist.
  3. Standort: Stelle das Gefäß hell und mäßig warm. Extreme Hitze oder direkte, pralle Mittagssonne müssen vermieden werden, da der unbewurzelte Kopf sonst schnell austrocknet.

4. Die Geduldsprobe: Bewurzeln und Gießen

  • Temperatur & Timing: Am sichersten gelingt die Bewurzelung in der warmen Wachstumszeit (Frühjahr bis Sommer). Im Winter förderst Du die Wurzelbildung mit Pflanzenlampen und einer Temperatur ab 18°C.
  • Die wichtigste Regel: Trocken bewurzeln! Gieße den Lophophora NICHT während der Neubewurzelungsphase.

5. Kontrolle und Übergang zur normalen Kultur

  • Wurzel-Kontrolle: Etwa ab der 8. Woche kannst Du den Lophophora vorsichtig aus dem Substrat nehmen, um nach winzigen Wurzelansätzen zu suchen.
  • Umpflanzen: Sobald die ersten Wurzeln erscheinen, topfst Du ihn in Dein normales, mineralisches Kakteensubstrat um (Trocken in Trocken!).
  • Erstes Gießen: Warte nach dem Umtopfen vorsichtshalber noch einmal 10 Tage, bevor Du zum ersten Mal gießt. Danach kannst Du die normale Gieß- und Dünge-Routine beginnen.
Lophophora williamsii Kopf mit deutlichen Wurzelansätzen nach erfolgreicher Bewurzelung in reinem Perlit und Wurzelaktivator (nach 10 Wochen).

Wurzelbildung nach 10 Wochen: Lophophora in Perlit

Lophophora williamsii (Peyote) mit neu gebildeten Wurzeln, die im feinen Vogelsand bewurzeln.

Einfache Methode: Lophophora bildet Wurzeln in reinem, feinem Sand.

Dein Erfolgsgarant: Ein sehr luftiges Substrat, die richtige Wärme (ab 18°C), Geduld und gegebenenfalls ein Wurzelaktivator.